[…]

Wenn ihr unsere Beiträge kommentieren wollt, schreibt eine Mail an fachstelle@kinderwelten.net

06.07.2020

Koloniale Denkmäler und Kinder

Im Zuge der Blacklivesmatter-Proteste werden in mehreren Ländern koloniale Denkmäler gestürzt oder bemalt. Es kann sein, dass Kinder dies sehen und Fragen stellen. Im folgenden Text sind erste Überlegungen dazu zusammengetragen:

Teilweise gibt es schon seit Jahren Kritik daran, dass koloniale Erinnerung im öffentlichen Raum fast ausschließlich über die Heroisierung der Unterdrücker und Ausbeuter geschieht. Auch für junge Kinder sind Statuen und Denkmäler ein Teil ihrer Lernumgebung. Sie sind wirkmächtig, denn Kinder verstehen, dass die Statuen an „wichtige“ Personen erinnern, die meistens Männer sind. Kinder ziehen daraus ihre Schlüsse: Menschen, für die es keine Statuen gibt, sind also weniger wichtig oder gar unwichtig.

Statuen tragen bei zur Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Menschen. Sie festigen das System von hierarchischer Über- und Unterordnung in einer Gesellschaft. Jede Statue, die koloniale Verbrechen, Ausbeutung und Gewalt der Vergangenheit heroisiert, rechtfertigt diese in der Gegenwart. Jede dieser Statuen verkörpert, worauf die kolonialen Raubzüge und Genozide basierten: Rassismus, Sexismus, Weißer Überlegenheitsanspruch. Jede Statue, die darüber schweigt, nimmt den Unterdrückten und Ermordeten ein weiteres Mal jegliche Stimme. Insofern sind diese Statuen Symbole der Unmenschlichkeit.

Für Kinder ist es ein wichtiges Signal, wenn die Statuen vom Sockel gestürzt, verfremdet oder in einen kritischen Kontext gestellt werden. Es heißt: Die bisherige Erinnerung an die abgebildeten Personen war falsch. Sie waren keine „Guten“ und keine „Helden“. Sie haben grausam gehandelt. Sie haben Menschen unterdrückt, ausgebeutet und getötet. Davon erzählen die Denkmäler aber nichts. Es fehlt also etwas Wichtiges und deswegen müssen sie abgebaut werden. Oder es muss hinzugefügt werden, was bisher fehlt: die Namen, die Lebensgeschichten, die Kämpfe der unterdrückten Frauen, Männer, Kinder.

Gibt es dafür Beispiele? Auch so aufbereitet, dass sie sich für Kinder eignen? Ein Kinderbuch?

Habt ihr weitere Hinweise, Tipps, Erfahrungsberichte?

Weiterführende Links:

Koloniale Denkmäler auf den Kopf stellen

https://www.deutschlandfunk.de/statuensturz-in-bristol-koloniale-denkmaeler-auf-den-kopf.691.de.html?dram:article_id=478231

Beitrag von Petra Wagner