„Das Mädchen, das in Bildern dachte“ ist ein biografisches Bilderbuch über das Leben von Temple Grandin, einer 1947 geborenen US-amerikanischen Dozentin für Tierwissenschaften und Spezialistin für kommerzielle Viehhaltung.
Schon in jungen Jahren sieht Temple gern zu, wie sich Dinge drehen. Sie mag keine lauten Geräusche, Menschenmengen oder festen Umarmungen. Bis zu ihrem 3. Lebensjahr spricht sie nicht und ist gerne allein. In der Schule wird Temple gemobbt und wenn etwas sie emotional stresst, schlägt und schreit sie. Als bei ihr Autismus diagnostiziert wird, sagt ihre Mutter, Temple sei „anders, nicht krank“ Eines
Tages denkt Temples Mutter, dass es für Temple besser wäre, auf der Ranch ihrer Tante zu bleiben. Dort fühlt sich Temple endlich wohl und erkundet Möglichkeiten, Tieren zu helfen, die unter Stresssituationen leiden – ähnlich wie sie selbst. Temple findet eine Schule, an der ihre Stärken erkannt und unterstützt werden. Durch genaue Beobachtungen und Analysen des Verhaltens der Tiere erfindet Temple eine Vorrichtung, die den Stress der Tiere in der Viehzucht mindert. Sie geht aufs College und bekommt drei Abschlüsse, gewinnt Preise, hält Vorträge, trägt Cowboy-Hemden und wird eine Pionierin der Autismus-Selbsthilfe.
Das Bilderbuch erzählt in leichter Sprache und in kurzen Reimen – die vielleicht übersetzungsbedingt manches Mal etwas holprig wirken – wie Temple Grandin zu einer berühmten und anerkannten Wissenschaftlerin wurde, unterstützt von Eltern, die sich nicht einreden lassen wollten, dass ihre Tochter aufgrund der Autismusdiagnose nichts lernen kann. Es werden sowohl die Herausforderungen als auch die Errungenschaften ihres Lebensweges beschrieben. Dieses Bilderbuch ist eines der wenigen Kinderbücher mit einem Mädchen mit Autismusdiagnose als Hauptfigur. Besonders wertvoll ist, dass es sich hier um eine reale und keine fiktive Person handelt.Die Illustrationen geben einen Eindruck der Art und Weise wie Temple sich und ihre Umwelt wahrnimmt.
Am Ende der Geschichte richtet sich Temple Grandin mit einer Notiz an die Leser*innen, in denen sie ihre Dankbarkeit über ihre Mutter ausdrückt, die sie stets förderte und junge Leser*innen anspornt, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken: „Höre nie auf dazuzulernen, gerade auch aus deinen Fehlern.“ Den Schlussteil des Buches bilden Hintergrundinformationen zu und Fotos von Temple Grandin: Dazu gehören unterhaltsame Fakten und Infos, eine chronologische Zeitleiste mit Lebensstationen der Protagonistin sowie eine vierseitige Kurzbiografie, die für Kinder, Jugendliche und Erwachsene informativ ist. Als größte Herausforderung in ihrem Leben beschreibt T.G. „eine Frau
in einer Männerwelt zu sein (…) das war schlimmer als der Autismus. Viel schlimmer.“
Die Geschichte von Temple Grandin ist ermutigend und zeigt, dass Menschen den Platz finden können, der zu ihnen passt, wenn sie vorurteilsbewusst und ressourcenorientiert in ihren Fähigkeiten unterstützt werden. (Kinderwelten)
Preis: 17 €