Lukas Schultag beginnt vielversprechend: Die Lehrerin liest ihnen in der Schulbücherei eine Geschichte von einem Mädchen mit roten Zöpfen und zwei verschiedenen Strümpfen vor, das viel Unsinn macht. Ihre Mutter war tot „und ihr Papa war … und da war es: das Wort. Das Wort, das wir zu Hause niemals benutzen, weil es einen wütend und traurig zugleich macht.”
Einfühlsam wird aus der Perspektive von Lukas, einem Schwarzen Kind, beschrieben, wie verletzt er ist, als in seiner Klasse dieses Buch mit dem „N-Wort“ vorgelesen wird. Einzig seine Freundin Amira kann sein Verletztsein nachempfinden. Von seiner Lehrerin hingegen erfährt Lukas keine Unterstützung. Als er sich weigert, mit Jan zu spielen, weil dieser zuvor Lukas‘ Vater mit dem hässlichen Wort beschimpfte, wird er dafür sogar bestraft und ermahnt „nicht so empfindlich zu sein“. Zu Hause braucht Lukas lange, um über mit seiner Familie über das Erlebte zu sprechen. Seine älteren Geschwister und seine Eltern geben ihm Rückhalt. Ihre Einschätzung ist eindeutig: „Das ist ein klarer Fall von Rassismus”. Gemeinsam überlegen sie, was sie dagegen unternehmen können. Sie entwickeln Gegenstrategien auf verschiedenen Ebenen. So sprechen Lukas Eltern Jans Mama an, gemeinsam gehen sie zur Schulleitung. Die Eltern schließlich erzählen auf dem Elternabend von unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen als Schwarze, Muslime oder als lesbische Eltern. Die Kinder wiederum schreiben Bauchwehwörter auf kleine Zettel und packen sie in einer Kiste, die sie dick mit Klebeband zukleben und vergraben und sortieren Bücher und Lieder aus, die Kindern nicht guttun.
Das Buch ist ein gelungener Beitrag zur Debatte im Zusammenhang mit dem „N-Wort“ in Kinderbüchern, die 2013 mit großem medialem Echo geführt wurde. Es macht verständlich, wie verletzend Wörter für Kinder sein können und wie normsetzend Bücher sind. So wird deutlich, warum die Reflexion über diskriminierende Begriffe so wichtig ist. Das Buch nimmt Diskriminierungserfahrungen von Kindern ernst und stärkt sie in ihrer Auseinandersetzung damit, etwa indem es heißt: „Das Wichtigste ist, zu wissen, dass du das Recht hast, wütend und traurig zu sein, und dass es keinem zusteht, dir zu sagen, wie du dich zu fühlen hast, wenn sowas passiert.“ Mit diesem Satz wird eine Regel angeboten, die einer Klasse oder Kindergruppe als Leitlinie für den Umgang miteinander dienen kann. Kinder werden zudem mit diesem Buch darin unterstützt, gegen Ungerechtigkeiten aktiv zu werden und sich bei Diskriminierung einzumischen. Sie erhalten auch konkrete Tipps für die Suche nach Bündnispartnern und Handlungsmöglichkeiten. (Kinderwelten)
Preis: 12,00 € inklusive Handlungsempfehlungen für Eltern und Pädagog*innen