Titel:

Die Regeln des Sommers

Autor*innen:

Jahr:

2014

Altersgruppe:

Verlag:

Aladin

Zwei Jungen, ein älterer und ein jüngerer, verbringen gemeinsam ihre Sommerferien. Welche Beziehung die beiden miteinander haben, wird nicht erläutert und auch sonst erzählt das Buch wenig mit Worten. Auf den großformatigen, doppelseitigen Bildern steht auf der einen Seite stets eine Regel, zu Beginn des Buches eingeleitet mit den Worten „Das habe ich im letzten Sommer gelernt.“ Die Bilder auf der rechten Seite illustrieren die Regeln. Diese sind sehr ungewöhnlich, wie etwa: „Nie eine rote Socke auf der Wäscheleine hängen lassen.“ Das dazu gehörige Bild bietet viele Interpretationsmöglichkeiten: Die beiden Jungen hocken aneinander gekauert, offensichtlich verängstigt, im Schatten einer Mauer, während sich ein riesengroßes rotes Monsterkaninchen von hinten nähert. Der surreale Stil, in dem die Bilder gemalt sind, lädt ein zu fantasieren, die bedrohliche Atmosphäre schafft eine starke Betroffenheit. Was könnte das rote Kaninchen mit der Socke zu tun haben? Und was könnte passieren, wenn das Kaninchen näherkommt? Es gibt wohl keine eindeutige Antwort – aber viel Anlass zu spekulieren. In der Mitte des Buches gibt es eine aufeinander aufbauende Handlung: „Nie nach einem Grund fragen“, lautet die Regel. Die beiden Jungen prügeln sich. Der jüngere verliert, wird vom anderen in einsam weiter Landschaft in eine Lok gesperrt und wieder befreit, als ein Schwarm Krähen die Lok mit dem Jungen durch die nächtliche Unendlichkeit jagt. Die Beklemmung dieser Bilder wird aufgefangen durch die nächste Regel „Immer den Heimweg kennen“ und der letzten: „Nie den letzten Sommertag verpassen“. Hier hilft der ältere Junge dem jüngeren mit einer sehr langen Leiter eine hohe Mauer zu erklimmen, wobei im Hintergrund die Sonne golden leuchtet. Der lapidare Satz „Das wärs“ setzt den Schlusspunkt. Wir sehen die beiden in anheimelndes Licht getaucht, versöhnt, mit einer Schüssel Popcorn beim Fernsehgucken. Selbstgemalte Bilder an der Wand zeugen von den Abenteuern ihres Sommers.

Regeln stellen beim Heranwachsen der Kinder ein wesentliches Element der Strukturierung des Alltags dar und auch der Maß-Regelung. Das Buch lädt ein, über den Sinn von Regeln nachzudenken. Wer stellt Regeln auf? Wozu sind sie gut? Gibt es Regeln, die keinen Sinn machen? Wer entscheidet das? Was ist die Konsequenz, wenn eine Regel nicht eingehalten wird? So wird auch die Macht von Erwachsenen reflektiert, die ja die zentralen Regeln im Leben der Kinder setzen. Kinder werden ermutigt, Regeln auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Und genau das ist ein wesentlicher Aspekt von Partizipation und Demokratielernen. (Kinderwelten)