In „Haselnusstage“ wird aus der Perspektive eines kleinen Jungen erzählt, wie es sich für ein Kind anfühlt und was es für ihn bedeutet, wenn es seinen Vater, der im Gefängnis sitzt, nur eine Stunde pro Woche besuchen darf.
Obwohl sein Vater diesmal nach dem Pfefferminzparfüm statt nach dem Haselnussparfüm riecht, das er lieber hat, wird dem Jungen „ganz warm im Bauch“, als sein Vater darüber einen Witz macht und er ihn lachen sieht. Der Junge macht sich Sorgen darüber, dass sein Vater wieder raucht, möchte ihn aber nicht – wie beim letzten Besuch – deswegen verärgern. Er beschreibt die Traurigkeit seiner Mutter, die er in ihren Augen erkennt, und macht seinen Vater dafür verantwortlich. Aber er spricht auch über das Glück, das er spürt, wenn er und seine Mutter sich gegenseitig trösten können. Der Junge erzählt von der Isolation, die er wegen der Situation seines Vaters (u.a. in der Schule) erfährt, und wie er mit Humor dagegen ankämpft. Er spürt die Sorgen seines Vaters, dass sein Sohn so werden könnte wie er selbst, wenn sein Sohn schlechte Noten in der Schule bekommt. Gleichzeitig identifiziert sich der Junge mit seinem Vater, träumt von der Zukunft, in der er mit ihm, den er „Höhlenbär“ nennt, draußen um die Wette rennen kann. Er bewundert seinen Vater, weil er stark und lustig ist. Er ärgert sich über den Wächter, der seinen Vater verachtend behandelt und spürt den Schmerz, der bei dem anstehenden Abschied alle einholt: „Bevor wir das Besucherzimmer verlassen, gebe ich Papa einen Kuss auf die Wange. Er pikt. Aber unter der Minze riecht es nach ihm. Nicht nach Gefängnis, nach den schmutzigen Mauern, nicht nach Zigaretten. Nach ihm. Ich werde versuchen, den Geruch die ganze Woche in der Nase zu behalten. Und nächsten Mittwoch bringe ich ihm Nüsse mit. Haselnüsse. Ein riesengroßes Paket.“
Dieses Buch widmet sich auf beeindruckende Weise einem Thema, das so gut wie gar nicht in Kinderbüchern vorkommt, und eröffnet den Leser*innen die Augen für die schwierige und schmerzhafte Situation, in der sich Kinder befinden, deren Eltern im Gefängnis sind. Dabei kommt es nicht darauf an, warum jemand im Gefängnis ist oder welche Schuld die Person trägt. Denn hier geht es, um die Situation der Kinder von Gefängnisinsass*innen. Auf die Beschreibung des Wächters als „fett und hässlich“ hätte allerdings verzichtet werden können, da es Vorurteile über äußerliche Merkmale reproduziert. (Kinderwelten)
Preis: 14,95 €