Julian sammelt Wörter und schreibt Gedichte. Er ist still und zurückhaltend. Ab und zu bekommt er einen epileptischen Anfall und wird dafür manchmal als Zitteraal diskriminiert. Anisa dagegen ist selbstbewusst, extrovertiert und eine beliebte und talentierte Fußballerin. Julian ist ein bisschen in Anisa verliebt und folgt ihr eines Tages heimlich in ein abgebranntes Haus, in das sie und ihr
Fußballfreund Diego verbotenerweise einsteigen. Als der Hausmeister die Kinder überrascht, können alle fliehen, nur Julian wird erwischt.Diego ist davon überzeugt, dass Julian sie verpfeifen würde und bedroht und beleidigt ihn in der Schule. Schließlich geht Anisa beherzt dazwischen und fordert den überraschten Angreifer zu einem Fußballspiel heraus: Diego mit seinem Freund Henri gegen Julian und Anisa. Von einem Sieg hängt ab, dass Diego Julian endlich ein für alle Mal in Ruhe lässt. Obwohl die beiden Hauptpersonen sehr unterschiedlich sind, entwickelt sich bei der Vorbereitung auf das Spiel allmählich eine Freundschaft und der gemeinsame Kampf gegen Ungerechtigkeit, Hochmut und Angeberei schweißt die beiden zusammen. Das Buch ist in zwanzig kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Perspektive von Julian und Anisa geschrieben und bietet Lesenden vielfältige Identifikationsmöglichkeiten. Die Schrift ist groß gedruckt, was die Lektüre auch für noch ungeübte Leser*innen zugänglich macht. Bleistiftzeichnungen lockern die Lektüre zusätzlich auf.
Der Autor Benjamin Lebert, der selbst mit einer körperlichen Beeinträchtigung lebt, schildert für junge Leser*innen ermutigend und nachvollziehbar, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint und es sich lohnt, gemeinsam für seine Träume und Wünsche einzustehen.
Lebert erzählt eine Geschichte entgegen üblicher (Geschlechter)Stereotype – Anisa, ein fußballspielendes Mädchen of Color wird zur Retterin des sensiblen und schüchternen Julian, einem weißen Jungen. Dieser wiederum setzt sich mutig und argumentativ gekonnt gegen den Lehrer zur Wehr, als dieser Anisa aufgrund ihrer balinesischen familiären Wurzeln mit rassistischen Stereotypen
diskriminiert. Beide zeigen Mut, Zivilcourage und Solidarität und können Leser*innen ermutigen, für sich und füreinander einzustehen.
Die Unterschiedlichkeit der beiden jungen Protagonist*innen wirkt zunächst schwer zu überbrücken, die Annäherung entwickelt sich dann jedoch nachvollziehbar, wenn auch in Teilen etwas unrealistisch. Die weiteren Personen im Buch sind hinsichtlich sozialer Merkmale vielfältig repräsentiert, z.B. hinsichtlich körperlicher Befähigungen, geografischer, nationaler und sozialer Herkünfte.
(Kinderwelten)
Preis: 12 €