Titel:

Keke

Autor*innen:

Jahr:

2022

Altersgruppe:

Verlag:

Achse

Wegen eines Schimmelbefalls in der alten Wohnung zieht Keke mit dem alleinerziehenden Vater in die WG von Bente und Dana. Als der Vater eines Morgens sein Handy wegen eines nervigen Weckertons ins Aquarium wirft, machen sich die beiden auf den Weg in einen Elektroladen, um ein neues zu kaufen. Unterwegs erleben sie aufregende Dinge und begegnen interessanten und vielfältigen Personen einer modernen deutschen Großstadt, bevor sie den Tag gemeinsam beim Zelten im Schrebergarten beschließen. 

In liebe- und fantasievoller Sprache nimmt das Buch die Leser*innen mit auf die Reise durch diesen Tag in Kekes Leben. Dabei werden die Begegnungen und Ereignisse des Tages immer wieder mit fragmentarischen Rückblicken und Anekdoten aus Kekes Leben verflochten.  

Das Buch ist aus der Perspektive des etwa 6-7-jährigen Kindes Keke in der Ich-Form erzählt. Laut Klappentext handelt es sich bei Keke um ein genderneutrales Kind, nach Auskunft der Autorin ist Keke intergeschlechtlich, hat also vieldeutige körperliche Geschlechtsmerkmale. In der Geschichte selbst bleibt Kekes Geschlecht unbenannt und wird lediglich an zwei Stellen in der Erzählung thematisiert: erstmalig in der Mitte des ca. 100-seitigen Buches, als Keke unterwegs „mal pieseln“ muss und beschreibt: „Manchmal gibt es getrennte Toiletten und dann weiß ich nie, auf welche ich gehen soll. Vor allem, weil mich mal eine Person richtig doll angeschnauzt hatte, dass ich auf der falschen Toilette sei. Ich hatte gar nicht verstanden, was die Person von mir wollte.“ Die zweite Situation wird ganz am Ende des Buches beschrieben, als Keke den Papa abends im Zelt fragt: “Denkst du, wenn wir keine Menschen, sondern Zauberkraniche wären, dann wäre es ganz egal, ob man ein Junge, ein Mädchen oder ein Junge UND ein Mädchen ist? Also immer und überall?” Darauf antwortet Kekes Vater: „Keke, es ist ganz egal, dass du ein Junge und ein Mädchen bist. Denn Mädchen und Junge, das sind nur zwei Worte, die nichts darüber aussagen, wer eine Person wirklich ist. Wer du bist und was du fühlst, das ist alles hier in dir drinnen“. 

Das Buch erzählt eine Geschichte, in der ein nicht-binäres junges Kind als handelnde, starke Akteur*in und Held*in repräsentiert ist, ohne dass dieses Merkmal besonders herausgehoben und das Kind dadurch besondert wird. Dadurch eignet sich Keke als Identifikationsfigur für alle Kinder, die sich mit der alltäglichen Zuordnung zu „entweder Mädchen oder Junge“ nicht wohlfühlen, z.B. weil sie diese Einteilung als unpassend für sich erleben. Zudem lernen alle Leser*innen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Menschen, die Keke nicht kennt, werden von Keke nicht automatisch – wie sonst üblich – aufgrund ihres Aussehens geschlechtlich zugeordnet. Stattdessen erzählt Keke geschlechterneutral z.B. von „der Person mit dem Fischschwarm auf dem Arm“ (Beschreibung einer Person mit Tattoo) oder von einer „Person“, die in der U-Bahn „mit den Reifen ihres Rollstuhls vor- und zurückgerollt [ist]“. 

Die Tätigkeiten, Kleidungsstile und andere äußere Merkmale und Geschlechtspräsentationen von Personen im Buch sind vielfältig beschrieben und illustriert. Die unterschiedlichen Repräsentationen und Möglichkeiten, wie Geschlecht erlebt und gelebt werden kann, führen zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit für alle Kinder, unabhängig davon wie sie sich selbst geschlechtlich identifizieren oder zeigen. Auch hinsichtlich weiterer sozialer Merkmale, wie z.B. sexuelle Orientierung, geografische und nationale Herkunft, Körperformen, Befähigungen, Lebensformen weist das Buch eine Vielfalt auf, die sicherlich noch diverser sein könnte. (Kinderwelten)

Preis: 20 €