„Oma Kuckuck“ ist ein mit Liebe zum Detail illustriertes Kinderbuch, dass mehrere Themenfelder vereint. Der Handlungsablauf ist linear dargestellt. Das wird der Komplexität des Sachverhalts gerecht, weil mehrere Generationen im Handlungsfeld präsent sind. Denn damit gehen unterschiedliche Perspektiven mit der Entscheidung, die Großmutter in die Obhut einer Pflege- bzw. Senioreneinrichtung zu geben, einher.

Das Enkelkind ist zu Besuch bei seiner Oma, während diese eine Art von Anfall erleidet, als ihre eigene Tochter eintrifft. Die Geschichte wird konsequent aus der Perspektive des Enkelkindes geschrieben, eine moralisierende Bewertung dessen, dass die Großmutter ins Pflegeheim umzieht, wird so vermieden. Es handelt sich um eine ethnisch-kulturell divers zusammengesetzte Familienkonstellation. Auch entlang der geschlechtsspezifischen Zugehörigkeit kann von einem diversen Ansatz ausgegangen werden, weil das Enkelkind als einer der Hauptfiguren keine eindeutige Geschlechtszuschreibung erfährt und sein Name nicht genannt wird. Da das Enkelkind eine bedeutende Rolle dabei einnimmt, die Großmutter zu unterstützen bei der Akzeptanz des Umzugs in eine Pflegeeinrichtung, erlangt das Buch einen empowernden Aspekt, der Kinder ermutigt, eine aktive Rolle im Familiengeschehen einzunehmen.

Die Erzählung greift relevante Themen für eine „alternde“ Gesellschaft kindgerecht auf. Es zeigt dabei auch Möglichkeiten und Grenzen von sozialem Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein auf und balanciert dabei gekonnt mit normativen Erwartungshaltungen und individuellen Handlungsfähigkeiten. Weitere Themenfelder sind neben dem Älter-Werden und der Sorge um pflegebedürftige Angehörige, die Endlichkeit des Lebens (durch den Eintritt in die letzte Station im Leben der Großmutter) und Schuldempfinden (seitens der Tochter und des Enkelkindes). Es ist ein hervorragendes Werk, um sensible Themen mit Kindern ab dem Vorschulalter zu besprechen. (Kinderwelten)

Preis: 14,00€