Titel:

Wer ist die Schnecke Sam?

Jahr:

2017

Altersgruppe:

Verlag:

Doppelgänger Verlag

Die Schnecke Sam hat ihren ersten Tag in der Schule und ist ganz aufgeregt. Auch wenn sie schlecht schlafen konnte und vor Nervosität kaum etwas gegessen hat, läuft am Anfang alles gut. Bis die Klasse sich in eine Jungen- und Mädchengruppe aufteilen soll. Sam kann  und möchte sich weder dem einen noch dem anderen zuordnen und versteckt sich aus Scham in ihrem Schneckenhaus, um allen Fragen und der wilden Diskussion darüber, was ein Mädchen bzw. einen Jungen ausmacht, zu entkommen. Die Schulpädagogin Magda nimmt sich ihrer an und schickt Sam in den Wald, mit der Aufgabe bestimmte Tiere darin kennen zu lernen.

Auf ihrem Ausflug in den Wald trifft Sam Frau Weißbüscheläffchen, die zwei Ehemänner hat, den Trans*fisch Henryk Lippfisch, das schwule Paar Tomek und Pawel Schwan und das lesbische Paar Lucyna und Nela Eichhörnchen, die gerade ein Kind bekommen haben. Sam versteht, dass es viele unterschiedliche Geschlechter- und Familienformen gibt. Als Sam zurück zu ihrer Klasse kommt, entschuldigt sich die Lehrerin und sagt: „Ob Sam ein Junge oder Mädchen sein möchte, ist ihre Sache und nicht unsere. Wenn sie sich entschieden hat, wird sie es uns mitteilen, wenn sie möchte.“

Am Ende des Buches werden Erklärungen dazu gegeben, dass es die dargestellten Familienformen und Geschlechtsidentitäten in der Tierwelt zu finden gibt. Auf Menschen lassen sich die konkreten Geschichten nicht eins zu eins übertragen, was am Beispiel des Lippfisches deutlich wird. Der kann im Laufe seines Lebens sein Geschlecht ohne äußeres Zutun ändern, Menschen hingegen können dies nicht. Im Glossar wird Transgender so definiert: „eine Transgender-Person (…) hat immer nur ein Geschlecht, wobei das biologische Geschlecht als nicht richtig empfunden wird.“ Diese verkürzte Definition wird der Komplexität der Trans*gender – Identität nicht gerecht. Trans*gender haben (k)ein Geschlecht oder viele und sie sind nicht unbedingt mit dem eigenen Körper unglücklich, sondern – je nach dem – auch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen.

Das Buch zeigt wie es ist, nicht den Geschlechternormen zu entsprechen und wie vielfältig Geschlechter und Familien sind. Kritisch zu betrachten ist, dass die Tiere die Sam besucht, als außergewöhnlich beschrieben werden: Dieses verstärkt das „anders-sein“ und kritisiert nicht die bestehenden Geschlechter- und Sexualitätsnormen. Ein weiterer Aspekt, den man als kritisch betrachten kann, ist dass die Geschichte von Tieren und nicht Menschen handelt. Somit kann es Kindern schwerer fallen, sich mit den Charakteren des Buches zu identifizieren. (Kinderwelten)

Preis: 13,95€