Titel:

Zimteis mit Honig

Jahr:

2019

Altersgruppe:

Verlag:

Picus Verlag

Es gibt wenige Kinderbücher über Obdachlosigkeit und noch weniger Geschichten über wohnungslose und sogar obdachlose Kinder in wohlhabenden Ländern wie beispielsweise Österreich oder Deutschland. In dem spannenden Roman „Zimteis mit Honig“ gibt die Autorin Barbara Schinko der wohnungslosen Mila eine Stimme, um über deren tabuisierte Lebenssituation erzählen zu können.

Im Einkaufszentrum, in dem Moritz‘ Eltern einen Eisladen führen, trifft er auf Mila, die immer hungrig zu sein scheint. Die Geschmacksrichtung „Zimteis mit Honig“ ist eine eher unbeliebte Sorte, deshalb darf Moritz sie immer mal verschenken. Moritz mag Mila, teilt mit ihr nicht nur das Zimteis mit Honig, sondern auch sein Essen und freundet sich mit ihr an. Andere Kinder hingegen meiden Mila und bezeichnen sie als „Mistkübel-Mila“, ein österreichisches Wort für „Mülleimer“, denn sie haben gesehen, wie Mila Essen aus Mülleimern im Einkaufszentrum isst. Moritz, der einzige und gleichaltrige Freund von Mila und Ich-Erzähler, stellt sich im Laufe der Geschichte viele Fragen: warum hält sich Mila so oft in dem Einkaufszentrum auf, in dem seine Eltern einen Eisladen führen? Warum geht sie anscheinend so selten zur Schule? Warum sind ihre Eltern immer so beschäftigt und kümmern sich so wenig um sie? Barbara Schinko schildert die Lebensrealität von Straßenkindern schonungslos offen und gleichzeitig ermöglicht sie durch ihren Roman ein emotionales Annähern an das Leben von obdachlosen Menschen. Mila versteckt sich, erfindet Eltern, ein Haus mit Pool als Zuhause und regelmäßigen Schulbesuch. Sie klaut und schleicht sich heimlich zum Schlafen in ein Teppichgeschäft. Moritz versteht immer mehr Milas Situation: „Mila wohnt hier.“ „Mila hatte kein Zuhause. Keine Eltern.“ Moritz macht die Erfahrung, dass er allein Mila nicht helfen kann und die Situation eskaliert. Gut, dass die Eltern von Moritz aktiv werden und sodass Mila einen Platz in einem Kinderheim bekommt.

Die collagenartigen Illustrationen von Ulrike Möltgen zeigen die beiden Hauptfiguren in allen ihren Facetten: stark und zerbrechlich.

Das Buch bietet viele Gelegenheiten, um über Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit von Familien und Kindern zu sprechen und gemeinsam über Diskriminierung von obdachlosen Menschen nachzudenken. Diese Problematik nimmt in Großstädten zu.

Leider gibt es neben Mila nur unsympathische Mädchenfiguren, die sehr klischeehaft beschrieben werden. Das ist sehr bedauernswert. Das Buch ermöglicht über Adultismus – das Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern – ins Gespräch zu kommen. Moritz‘ Eltern halten es am Ende der Geschichte für nötig ein paar Monate abzuwarten, bis Mila in ihrer stationären Einrichtung angekommen ist. Sie erlauben den beiden Kindern zuerst nicht sich wieder zu sehen. Das ist aus unserer Sicht ein Vorgehen, was die Machtverhältnisse zwischen Eltern und Kindern deutlich macht. Moritz hat Milas Adresse aber schon herausgefunden. (Kinderwelten)

Preis: 14,00€