Titel:

ZUHAUSE – Eine Geschichte über das Verlieren und Finden von Heimat

Jahr:

2022

Altersgruppe:

Verlag:

Dragonfly in der Verlagsgruppe Harper Collins

Aus der Perspektive eines Mädchens wird die Flucht der Familie erzählt. Das Mädchen spürt eine Unruhe Zuhause, die Erwachsenen flüstern, es liegt etwas Unheilvolles in der Luft. Plötzlich bricht die Familie auf, die Koffer sind schon gepackt, alles muss ganz schnell gehen. Der Kuschelhase des Mädchens bleibt zurück bei den Großeltern.
Die Familie flieht mit vielen anderen zu Fuß, mit dem Auto, dem Zug, dem Schiff. Das Mädchen hört die Worte „Hunger, Krieg, Flucht, Tod. Keines dieser Worte war schön.“ Sie kommen in eine Stadt, doch es ist noch nicht geschafft, denn die nächste Station ist ein Lager mit
Zelten. Während der Flucht ist das Mädchen als einzige Person gut zu erkennen und deutlich gemalt. Sie trägt einen roten Mantel.
Das Mädchen hat für sich einen Weg gefunden mit dem Verlust ihres Zuhauses umzugehen. In kräftigen Farben wird deutlich, was ihr Halt gibt. Bei der Überfahrt über das Meer sieht sie ihr Haus im Mond. Und sie denkt an ihre Großeltern, die im Herzen immer bei ihr sind. Dessen ist sie sich sicher. Und so erscheint in ihrer Fantasie immer wieder das Haus der Großeltern. An einer Schnur zieht sie das Häuschen sogar hinter sich her. Nach dem Lebensprinzip: “Nimm dir nie einen Ort als Heimat.” Das Mädchen nimmt ihre Erinnerungen an Zuhause mit, sie geben ihr die Kraft, mit den Veränderungen und Herausforderungen einer Flucht zurechtzukommen.
Der Fokus in diesem Buch liegt auf der Perspektive des Kindes. Die Gefühle des Mädchens werden anschaulich beschrieben und sind gut nachvollziehbar. Auch die Farbgebung unterstreicht dies und macht deutlich, wodurch das Kind Kraft bekommt. Es ist der Gedanke an das Haus und die Großeltern, die es dem Kind ermöglichen, die Herausforderungen zu meistern. Diese Seiten sind in kräftigen Farben gemalt, andere in fast verwischtem Grau.
Anhand dieses Buches ist es möglich, schon mit jungen Kindern über traumatische Erlebnisse wie Flucht, Krieg und Verlust des Zuhauses zu sprechen. Bilder vom Kriegsgeschehen gibt es nicht. Das Gefühl von Kindern, dass „etwas in der Luft liegt“, weil die Erwachsenen heimlich und flüsternd über etwas Wichtiges sprechen, wird so deutlich, dass alle Kinder diese Situation nachvollziehen können. Denn oft werden Kinder in Wichtiges nicht einbezogen, um sie vermeintlich zu schützen. Die Eltern kommen im Buch nicht als Unterstützung und wichtige Begleitung vor, sie spielen keine Rolle. Das ist Kindern schwer zu erklären. Es stellt sich die Frage, ob die Kraft der Fantasie wirklich
ausreicht, wenn das Kind keine Unterstützung durch die Eltern erfährt. Das Kind wirkt allein, es muss aus eigener Kraft Wege zur Gesundung finden. Nur die fernen Großeltern geben Trost. Allerdings ist nicht nachvollziehbar, warum der Großvater in der Fantasie keinen Rollstuhl mehr benutzt. Das wirkt, als wäre alles besser, gäbe es Alter oder Behinderung nicht. (Kinderwelten)

Preis: 15 €