Wer Christa traf, dem blieb sie in Erinnerung – kompetent, zielorientiert, gesprächs- und kooperationsbereit und mit einer schier unerschöpflichen Energie durchzusetzen, was für Kinder entscheidend ist. Sie konnte kämpfen; ich habe sie dabei erlebt. Sie gehört zu denen, die aus dem aufbewahrenden Notfall-Kindergarten einen Ort des Lebens der Kinder gemacht haben, also eine Bildungsstätte. Hier gewinnen Kinder für ein unvorhersehbares Leben in einer sich wandelnden Welt Fähigkeiten und Bereitschaften, weil jedes Kind sich als Person erfährt, der/ die fragt, nachdenkt und beteiligt sein will.

Sie kämpfte für eine Bildungsstätte für junge Kinder mit eigenem Bildungskonzept, für eine Einrichtung, die nachfolgenden Einrichtungen auf dem Bildungsweg nicht untergeordnet ist und dennoch wertvolle Vorbereitung für nachfolgendes Lernen leistet. Ich bin überzeugt, dass Schulen viele Anregung für ihre Arbeit in den Kindertagesstätten finden können, wie Christa sie mit Mitstreitern auf den Weg gebracht hat. Sie insistierte, dass Bildungsprozesse nur dann die Potentiale des Menschen entfalten können, wenn in ihnen jedes Kind in seinen Lebensverhältnissen und seinen bereits entwickelten Erfahrungen und Sichtweisen respektiert wird.

Ob sich das Ziel ganzmenschlicher Bildung gegenüber dem mächtigen Druck, Schulleistung zu verbessern, behaupten kann, ist eine große Sorge. Hubert Markl, ein früherer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, betonte in einem Vortrag über die Zukunft der Bildung, es gehe darum, im Bildungswesen die Neugier der Kinder zu erhalten, die in der frühkindlichen Bildung gefördert wird. Diese aktive, selbstbestimmte Neugier der Kinder hervorzulocken und zu stärken, ist Christas Vermächtnis, das wir zu bewahren haben.

Lothar Krappmann