Liebe Christa, ich stelle mir vor, wir lächeln uns an, wie wir es häufig getan haben, auch hier auf diesem Foto. Es ist nach unserer Tagung im Sommer 2010. Wir sind glücklich und erschöpft, nach zwei Tagen mit 1000 Teilnehmenden und einem gelungenen Programm mit zahlreichen Kolleg*innen aus ganz Deutschland, einer wunderbaren Ausstellung von Kitas, Grundcshulen, Fachschulen für Sozialpädagogik. Die Tagung war der  Abschluss von 10 Jahren Kinderwelten mit Finanzierung der Bernard van Leer Foundation.

Du hattest uns im ISTA ein Dach für Kinderwelten angeboten, als wir Ende der 90er Jahre zu dir kamen. Wir waren eine Handvoll Situationsansatz-Überzeugte mit einer Super-Projektidee. Du warst DIE Situationsansatz-Fachfrau und Mitbegründerin des ISTA. Du hast uns nicht nur das Dach geboten: Du hast sofort unsere Projektidee voll und ganz mitgetragen und weiterentwickelt. Du hast die Projektleitung für das erste Projekt übernommen und bist eine starke Vertreterin von Vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung geworden. Ich glaube sogar, von dir kam damals die Idee, das Projekt „Kinderwelten“ zu nennen, als sinnfälligen Anschluss an das Projekt „Kindersituationen“. Du hast die internationale Vernetzung mit Begeisterung mitgetragen, warst sehr aktiv in unserem europäischen Netzwerk DECET „Diversity in Early Childhood Education and Training“, später auch im 5-Länder-Projekt „Chuildren Crossing Borders“.

Ich habe in den Jahren so viel von dir gelernt, liebe Christa! Und ich war froh um deine Expertise, denn ich selbst fühlte mich den Projektanforderungen zunächst nicht wirklich gewachsen. In der Zusammenarbeit mit dir lernte ich wichtige Lektionen in strategischer Projektplanung, Vernetzung, Teamkommunikation, Verbindung von Praxis und Wissenschaft, das Feiern von Erfolgen, Qualitätsentwicklung als partizipativen Prozess. Manchmal dachte ich: Christa ist nur 6 Jahre älter als ich, wie kann sie so viel wissen, so viele Leute kennen, so viel gelesen und veröffentlicht, so viele Erfahrungen schon gemacht haben? Du hast das alles bereitwillig und bescheiden zur Verfügung gestellt. Die Verbindung im Team war dir wichtig, wechselseitiges Vertrauen. So wurden wir ein starkes Team von seltener Kontinuität, das seine Arbeit 10 Jahre lang fundiert und sorgfältig machte und damit den Grundstock legte für die inzwischen bundesweit anerkannte Weiterentwicklung im Situationansatz mit dem Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, für die die Fachstelle Kinderwelten steht. Ergebnis war die Förderung duch das BMFSFJ seit 2011.

Das Beste für mich: Du hast mir immer vertraut und du hast mir viel zugetraut. Auch die Direktorin des ISTA, als du 2011 nach 15 Jahren ISTA-Direktorin zurückgetreten bist. BEKI und ISTA waren danach Schwestern-Institute innerhalb der INA. Unsere Zusammenarbeit war nicht mehr so eng, aber wir blieben schwesterlich im fachlichen Austausch. Und wir konnten gut miteinander lachen. Ab jetzt muss ich es mir vorstellen. Und verkraften, dass du nicht mehr lebst. Wie kann das sein, liebe Christa, wo du nur 6 Jahre älter bist als ich?

In tiefer Trauer und mit meinem herzlichen Beileid für Lisa und ihre Familie.

Petra