Dr. Christa Preissing gehörte zu jenen Kolleginnen, die stets mit ihrer Fachlichkeit, ihrer Integrität und Innovation ihre Gesprächspartner tief beeindruckt hatte. In unzähligen Gesprächen rangen wir um die Klärung der Zusammenhänge zwischen dem Situationsansatz und sozial-konstruktivistisch orientierten Beiträgen zur kindlichen Entwicklung und zum kindlichen Lernen. Es bleibt ihr großer Verdienst, die Frühpädagogik in Deutschland für eine im Bildungssystem genuin vorhandene kulturelle Diversität sensibilisiert und mit ihren Publikationen den Weg zur Implementation, mit klarem Blick auf die Individualität des Kindes, aufgezeigt zu haben.

Christa war ein unruhiger Geist, der im Höchstmaß intrinsisch motiviert, zur Erneuerung und Weiterentwicklung der Frühpädagogik beitragen möchte. In diesem Kontext schloss sie sich internationalen wissenschaftskritischen Kreisen an und führte dieses Gedankengut auch in Deutschland ein. Ihre innovativen Beiträge im Rahmen der „Kommission Pädagogik der frühen Kindheit“ der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, vor allem aber im Kontext der INA, haben zur Weiterentwicklung des Kindergartens zu einer Bildungseinrichtung beigetragen. Und sie ergänzte sie mit der Etablierung von Einrichtungen, in diesen sie all das, wofür sie kämpfte, implementieren konnte. Mit der Entwicklung des Berliner Programms hat Christa die Frühpädagogik inspiriert und dieser Einfluss blieb nicht nur für Deutschland vorbehalten. Die Übersetzung ihres Bildungsprogramms ins Englische, Griechische und in andere Sprachen erweiterte ihren Wirkungskreis.

Liebe Christa, Du bist uns viel zu früh vorausgegangen. Die Frühpädagogik und wir alle, ihre Kolleginnen und Kollegen, hätten noch viel von Dir profitiert. Nun bleibt die Erinnerung an Dich, an Dein Werk, an Deine Persönlichkeit. Und wir haben die Aufgabe, diese wundervolle Beziehung zu vollenden. In dem wir Dich in unserer Erinnerung beibehalten, über Dich sprechen und an die vielen inspirierenden Begegnungen immer wieder zurückdenken.

Der Verlust für die Frühpädagogik ist unermesslich, und Dein früher Tod hinterlässt große Betroffenheit und aufrichtige Trauer, bei allen, die Dich gekannt haben.

Deiner Familie gilt mein tiefes Mitgefühl.

Wassilios Fthenakis

München, den 24. April 2022