Im Berliner Projekt KINDERWELTEN (2000-2003) haben wir uns intensiv mit den Zielen und Prinzipien des Anti-Bias-Approach beschäftigt, den Louise Derman-Sparks mit Kolleg_innen in den 80er Jahren in Kalifornien entwickelt hat (Derman-Sparks 1989). Die vielen Diskussionen unter uns, die Übersetzungen der damals nur auf Englisch vorliegenden Texte, schließlich der Besuch von Louise Derman-Sparks in Berlin 2001 und die anregende Zusammenarbeit mit ihr in Workshops und Tagungen waren Schritte der Adaption, der Aneignung in unser Denken, in unser methodisches Vorgehen, der Passung für unseren Kontext. In diesem Prozess haben wir den Anti-Bias-Approach modifiziert und für uns als Ansatz Vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung weiter entwickelt.
Die Prinzipien und Ziele, wie wir sie jetzt verstehen, sind bestechend klar und differenziert und gleichzeitig ausbaufähig. Daran orientiert sich das Verbreitungsprojekt inhaltlich, methodisch in den Fortbildungen und auch in seinem Aufbau. Für jedes der vier Ziele Vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung ist eine 6-monatige Projektphase vorgesehen, um eine wirkliche Durchdringung der Ziele zu erreichen, zu der auch die jeweilige Realisierung von Praxisideen gehört. Denn auch wenn die Ziele eingängig erscheinen, so erschließen sie sich doch nicht auf eine einfache Weise, denn sie stellen verbreitete Vorstellungen von interkultureller Arbeit in Frage oder „auf den Kopf“ oder legen ihre Verabschiedung nahe.
Für die Arbeit mit den Kindern gibt es im Ansatz Vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung vier Ziele, die aufeinander aufbauen und sich wechselseitig verstärken:
Ich-und Bezugsgruppen-Identität stärken (Ziel 1):
Jedes Kind muss Anerkennung und Wertschätzung finden, als Individuum und als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe, dazu gehören Selbstvertrauen und ein Wissen um seinen eigenen Hintergrund.
Vielfalt kennen lernen und Empathie entwickeln (Ziel 2):
Auf dieser Basis muss Kindern ermöglicht werden, Erfahrungen mit Menschen zu machen, die anders aussehen und sich anders verhalten als sie selbst, so dass sie sich mit ihnen wohl fühlen und Empathie entwickeln können.
Einseitigkeiten thematisieren und kritisieren (Ziel 3):
Das kritische Denken von Kindern über Vorurteile, Einseitigkeiten und Diskriminierung anzuregen heißt auch, mit ihnen eine Sprache zu entwickeln, um sich darüber verständigen zu können, was fair und was unfair ist.
Diskriminierung aktiv widersprechen (Ziel 4):
Von da aus können Kinder ermutigt werden, sich aktiv und gemeinsam mit anderen gegen einseitige oder diskriminierende Verhaltensweisen zur Wehr zu setzen, die gegen sie selbst oder gegen andere gerichtet sind.