Christa Preissing war eine vielseitige, inspirierende und innovative Person! 

Kennengelernt habe ich Christa mitten in der „Bildungsdebatte“ Anfang der 2000er Jahre. Sie hat immer wieder unermüdlich erklärt und beschrieben, wie kindliche Bildungsprozesse in „Situationen“ geschehen, an dem, was für Kinder relevant ist und ihre Lebenswirklichkeit prägt – gegen ein fächerorientiertes Bildungsverständnis. Dies hat mein Bildungsverständnis – und das vieler anderer – maßgeblich geprägt und war und ist Leitlinie in vielen Bildungsprogrammen. Zu thematisieren, wie unterschiedlich diese Lebenswirklichkeiten von Kindern aussehen und wie sehr sie von Ungleichheit und Ungerechtigkeit geprägt sind, hat Christa zu ihrer Aufgabe gemacht. 

Sie selbst hat dabei den Dialog gelebt. Wann immer sie mit Kindern zusammen war, war sie ganz da, total konzentriert und interessiert an dem, was die Kinder sagen wollen. So hat sie auch mit Erwachsenen interagiert, sich eingelassen, authentisch Anteil genommen an dem, was die Person sagt und darauf mit ihren Ideen, Wissen und Erfahrungen reagiert. Nicht selten hat sie dadurch wertvolle Anregungen für das Denken und Weiterarbeiten gegeben, die in den Erinnerungen der Menschen einen wichtigen Platz einnehmen. Ich erinnere mich gut zum Beispiel an die intensiven Gespräche, die wir abends auf gemeinsamen Fortbildungsreisen im Rahmen der NQI hatten. Hier habe ich mehr und mehr verstanden, was alles im Sita steckt und konnte für mich meine Zugehörigkeit dazu entwickeln.

Ich konnte beobachten, wie Christa besonders in Berlin mit vielen anderen Akteur*innen dafür arbeitete, die verschiedenen Stränge in der frühpädagogischen Bildungspolitik zusammenzuführen. So ist Berlin das einzige Land mit einem ressourcenorientierten Monitoringsystem zur Qualitätsentwicklung geworden. Das Ziel hat Christa dabei nie aus den Augen verloren: Für bessere Bildungs- und Lebensbedingungen für Kinder in Kitas zu kämpfen, für die Akzeptanz von Familien und zunehmend auch für bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte in Kitas. So war sie sowohl in den Gremien unterwegs als auch auf der Demo zu finden. Das das geht, also dass das Ziel erreichbar ist und wir nur weiterkämpfen müssen, hat mich sehr geprägt. Es lohnt sich dranzubleiben und Veränderung ist möglich! 

Sie kannte irgendwie auch jede*n😊. Vernetzung war ein großer Teil ihres Wirkens. Aber es ging darüber hinaus. Christa hat Verbindungen geschaffen, sie hat Menschen zusammengebracht, hat Gedanken und Initiativen miteinander bekannt gemacht. Christa hat mich – und viele andere –im beruflichen Lebensweg an entscheidenden Weichenstellungen immer wieder unterstützt oder Möglichkeitsräume geschaffen. Dabei hielt sie sich weit genug entfernt, so dass ich meinen eigenen Weg entwickeln und gehen konnte. 

In der INA haben wir im Präsidium eng zusammengearbeitet, als wir mehr „Einheit von Inhalt und Form“ schaffen wollten. Wir haben die Organisation verändert hin zu mehr Mitbestimmung und einem produktiven Miteinander aus den vielen verschiedenen Instituten und Richtungen. Das ging nicht ohne Konflikte vonstatten und während ich das für das positive und produktive Ziel einer zukunftsfähigen INA durchlebte, war merkbar, wie bewegend das für Christa war. 

Ich hoffe, Christa konnte am Ende ihres Lebens nochmal zurückschauen und sich klar machen, wie viel sie an den verschiedenen Stellen geleistet hat, wie viel Einfluss sie genommen hat und wie erfolgreich sie war. Es war mir eine Ehre und Freude mit ihr zu arbeiten und von ihr zu lernen!