Karim, sieben Jahre alt, erzählt seine Geschichte in erster Linie für Kinder, die ähnliches erlebt haben wie er. Er erzählt davon, wie sich das Leben zuhause verändert. Sein Freund Tarek verschwindet, auf den Straßen sind immer mehr Männer mit Waffen zu sehen, die Erwachsenen sind traurig und ernst. Die Eltern beschließen deshalb, ihre Heimat zu verlassen. Mit dem Bus fahren sie los, dann mit dem Boot übers Meer und schließlich bringt sie der Zug in ihr neues Zuhause. Sie sind in Sicherheit.
Karim erzählt davon, wie schwer es am Anfang für ihn ist, zurechtzukommen. Die Menschen sprechen eine Sprache, die er nicht versteht, das Essen ist fremd, die Landschaft auch. Schließlich findet er einen Freund, lernt immer besser die Sprache des Landes und auch mit seinen Eltern und mit Yara ist es schön. Wie in ihrer früheren Heimat gehen die Geschwister nach der Schule gemeinsam nach Hause. Doch Karim erzählt auch von dem komischen Gefühl im Bauch, von den Alpträumen und der großen Angst, die ihn manchmal ganz plötzlich befällt. Karim beschreibt, was ihm dann hilft: Wenn sein Freund Jakob Späße macht oder er dann mit ihm und den anderen Fußball spielt. In der Nacht tröstet ihn seine Mutter, indem sie ihm versichert, dass sie in Sicherheit sind und am Morgen sprechen sie über die schlimmen Träume. Seine Schwester Yara malt Bilder, wenn sie traurig ist und spricht mit den Eltern darüber. Das alles hilft den Kindern, mit dem Erlebten besser zurechtzukommen.
Als Karim beim Ausflug an den See in Panik losrennt, weil ihn die Bilder der Bootsfahrt über das Meer einholen, sind seine Eltern bei ihm, geben ihm Sicherheit und die Mutter sagt: „Karim, wir haben etwas unglaublich Großes geschafft.“
Das Buch entstand in Zusammenarbeit von insgesamt neun Menschen. Psychologinnen, Ärzt*innen, eine Kunsttherapeutin und die Buchautorinnen. Leider gibt es unter ihnen, außer der Übersetzerin, keine PoC.
Die Idee des Buches, Kinder und auch Eltern in der schwierigen Situation nach der Flucht zu unterstützen ist besonders auch wegen der zusätzlichen Infos im Anhang gelungen. Für die Kinder gibt es z.B. Seiten zum Ausfüllen und malen und eine Urkunde für das „unglaublich Große“, was sie geschafft haben. Die Eltern mit Fluchterfahrung werden in einem Brief direkt angesprochen. Sie erhalten darin Anerkennung für ihre Entscheidung sich und die Kinder in Sicherheit gebracht zu haben und Informationen darüber, was für ihr Kind in dieser Situation hilfreich sein könnte. Nämlich offene Gespräche und Beruhigung, Schlaf, Ablenkung und schöne Aktivitäten, und was die Eltern tun können, wenn Gefühle wie Angst und Schmerz zu groß werden. Einfach ist das nicht, denn auch für die Eltern ist die neue Lebenssituation eine große Herausforderung.
Für Kinder ohne Fluchterfahrung ist das Buch geeignet, weil sie sich einerseits in Karim und seine Schwester einfühlen können. Andererseits bietet es Anknüpfungspunkte über eventuell eigene traumatische Erlebnisse, Alpträume und Ängste zu sprechen und gemeinsam zu überlegen, was für jedes einzelne Kind in dieser Situation hilfreich sein könnte. (Kinderwelten)
Das Buch ist erhältlich in Deutsch mit Persisch-Dari, Arabisch, Englisch oder Kurdisch.
Preis: Für eine Schutzgebühr von 5 Euro zzgl. Versandkosten kann es per E-Mail direkt über die Autorin johanna.ringwald@med.uni-tuebingen.de bestellt werden.