9. Baustelle Inklusion am 17.06.2019: „Wenn Diskriminierung nicht in den Kummerkasten passt – für eine diskriminierungssensible Beschwerdekultur in der Kita“

in der Berliner Stadtmission, Lehrter Str. 68, 10557 Berlin

Noa mag nicht ohne vorheriges Fragen auf den Arm genommen werden. Sarah wird wütend, als sie schon wieder gefragt wird, woher sie „wirklich“ kommt. Alex kommt nicht vor, wenn bei einem Lied erst die Mädchen und dann die Jungen klatschen sollen. Melody hat den Eindruck, dass keine Person ihre Art und Weise zu kommunizieren versteht. Und Omri ist das einzige Kind, das nichts vom Nikolaus erzählt.

All diese Erlebnisse können wütend, traurig oder unsicher machen. Während Diskriminierung als Konzept manchmal schwer greifbar erscheint – vor allem für diejenigen, die sie selbst nicht erleben – hat sie konkrete Auswirkungen auf das Befinden und die Lebensrealität derjenigen, die bewusste Ausschlüsse, herabwürdigende Zuschreibungen oder wohlmeinende Ignoranz erfahren. Würde, Selbstbestimmung und Selbstvertrauen werden verletzt; nicht nur einmal und in verschiedenen Lebensbereichen. Diskriminierung ist gesellschaftliche Realität – auch in der Kita.

Trotzdem oder auch deswegen landen schmerzhafte Erfahrungen mit Diskriminierung selten als Beschwerden im Kummerkasten oder bei den verantwortlichen Erwachsenen.

Geeignete Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren sind für alle Kindertagesstätten eine gesetzliche Verpflichtung. Geeignet sind sie erst dann, wenn sie für alle Kinder und alle ihre Themen gleichermaßen zugänglich sind. Dieser Anspruch stellt Einrichtungen und pädagogische Fachkräfte vor große Herausforderungen.

Wenn Kinder diskriminierende Erfahrungen machen, wo und wie können sie sich diesbezüglich beschweren? Wie können Kinder ermutigt werden, sich zu beschweren? Welche Rolle spielen gesellschaftliche Machtverhältnisse in den Möglichkeiten eines Kindes, Beschwerdeverfahren zu nutzen? Welche Fähigkeiten braucht es, um spezifische Beschwerdemöglichkeiten zu nutzen? Welche Rolle können Eltern/ Bezugspersonen bei Beschwerden spielen?

Auf der diesjährigen Baustelle Inklusion werden wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen und Anregungen für die Entwicklung einer diskriminierungssensiblen Beschwerdekultur geben. Dabei beziehen wir uns unter anderem auf Erfahrungen und Erkenntnisse aus unserem dreijährigen Modellprojekt „Antidiskriminierung als aktiver Kinderschutz“.

Wir möchten alle Interessierten herzlich einladen, sich mit dem Einfluss von Diskriminierung im Kita-Alltag näher zu befassen und gemeinsam Möglichkeiten für bewussteres Handeln zu erkunden.

Das Programm der 9.Baustelle Inklusion finden Sie hier, eine  Workshopübersicht hier.

Zur Dokumentation der 9. Baustelle Inklusion 2019.